Re: First Try
von Clyde » Di 26. Apr 2016, 20:25
Für eine Weile scheint der Mann unschlüssig, was er als nächstes tun soll. Er wendet sich mit dieser Frage sogar an Anny. Ich bin versucht, an ihrer statt zu antworten. Gehen Sie bitte einfach wieder. Hier gibt es nichts zu holen. Verstehen Sie das doch. Doch der Mann bedeutet mir mit einer Geste, still zu sein, und so schlucke ich meine Worte hinunter, höre dem Dialog schweigend zu. Ich mache alles, was du willst. Das hatte sie zu mir auch schonmal gesagt, und ich frage mich unwillkürlich, zu wie vielen anderen noch - und was es gewesen war, das diese dann eingefordert hatten.
Die Situation wird nun gänzlich skurril. Mehrmals fordert der Fremde Anny auf, sich selbst zu verletzen. Halbherzig kommt sie den abartigen Befehlen nach. "Anny, du musst das nicht--" Die Faust des Kerls landet in ihrem Gesicht. Ich will einen Satz auf sie zumachen und habe den Lauf der Waffe an der Brust. Mach doch, denke ich gehässig. Na los, schieß schon. Was habe ich zu verlieren außer meinem Leben? Anny macht weiter mit ihren Selbstverletzungen, schließlich drückt der Fremde ihr ein Messer in die Hand und in diesem Moment bin ich mir sicher, er wird von ihr verlangen, sich selbst zu töten. Ein erstickter Laut der Verzweiflung dringt über meine Lippen. Doch es kommt anders, als ich dachte. "Wenn du deinen Mann tötest, bist du frei und bekommst ein extra Tütchen obendrauf." In dieser Sekunde springt Anny auf mich los.
Ich fange sie ab, will sie in meine Arme ziehen, beruhigen, ihr diesen Unsinn ausreden, doch sie lässt das Messer nicht los, auch dann nicht, als ich eine Hand an ihre Wange lege, ihr beschwichtigende Worte zumurnel. "Anny, Anny, komm runter, bitte!", flehe ich, spüre die Klinge an meinem Arm, ein Brennen, dann klebrige Wärme. Das reicht. Meine Hand schließt sich um ihren Unterarm, ich stoße die Hand mit dem Messer von mir fort, halte Anny mit einer Hand auf Abstand. Ich will ihr nicht wehtun, aber ich werde es, wenn ich muss. Im Zweifelsfall bin ich ihr körperlich überlegen. Wie kann sie mir das antun? Und ich wollte sie eben noch beschützen! Anny wehrt sich, windet sich in meinem Griff, fuchtelt planlos mit dem Messer herum. Ich versetze ihr eine schallende Ohrfeige. Es muss sein. Es tut mir leid. Tut es nicht. Tut es? Ich hänge doch an meinem Leben, denke ich, egal was ich noch vor einer Sekunde geglaubt haben mochte. Wie wir alle, wenn es uns jemand nehmen will, wenn es ernst wird.