Re: First Try
von Clyde » Fr 10. Feb 2017, 16:57
Er zuckt mit den Schulter. Er zuckt mit den verdammten Schultern. Und mit nichts weiter als dieser läppischen Geste will er sich dann abwenden und einfach verschwinden, schon geht er in Richtung der Tür, die Tür, durch die er vorhin erst hier reingekommen ist, die ich geöffnet hatte, ohne zu wissen, wer oder was mich erwarten würde, froh, Anny in dem Moment eine Erklärung schuldig zu bleiben, nicht weiter über Geld reden zu müssen, verdammt, ich war froh um das Klopfen gewesen. Er geht tatsächlich in Richtung Tür. Das ist jetzt ja wohl nicht sein Ernst. Wacklig versuche ich, aufzustehen, und lasse mich zurück auf den Boden sinken, als ich spüre, wie meine Knie unter mir nachgeben. Mein Blick schwankt irgendwo zwischen Fassungslosigkeit, Entsetzen und tiefstem Hass hin und her, zusammen mit den Gefühlen in meiner Bauchgegend, die wie das Meer bei starkem Wellengang in meinem Magen hin- und her schwappen. Anny ist tot. Anny ist tot. Anny ist tot. Ich bin mir nicht sicher, ob der Gedanke schon gänzlich in meinem Kopf angekommen ist. Einerseits ist da ihr lebloser Körper, direkt vor mir, ihre kalte Haut unter meinen Fingern und das Blut überall, da gibt es nicht viel falsch zu verstehen. Andererseits ist da diese... diese Leere in mir. Sie war meine Freundin gewesen, und ich Idiot hatte nicht einmal den Anstand, um sie zu weinen.
"Ich hab dich was gefragt, Arschloch!" Jetzt stehe ich doch auf, erst etwas wacklig, aber je öfter ich die Faust öffne und wieder schließe, desto mehr kann ich spüren, wie das Blut zurück in meine Glieder fliest und mein Kreislauf langsam wieder in Schwung kommt. Vermutlich bin ich bis eben gerade blass wie ein Geist gewesen. Aber das kann mir ja wohl wirklich niemand vorwerfen. Grinst der Kerl etwa? "Was soll ich deiner Meinung nach tun, nachdem du durch diese Tür getreten bist? Die Polizei rufen? Gerne. Ich hetze sie dir auf den Hals, du Wichser. Sie durchlöchern dich wie einen Schweizerkäse noch ehe du zwei Blocks weit gekommen bist." Ich weiß nicht, woher diese Worte kommen. Ich bin eigentlich nicht so, und als ich mir dessen bewusst werde, beiße ich mir auf der Unterlippe herum. Ich mag es normalerweise nicht mal, zu fluchen. Ein seriöser Mann sollte nicht sprechen wie ein verlotterter Möchtegern-Gangster.