First Try




Egal ob Superstar oder Ferien im Ausland, all dies findet ihr hier.

First Try

Beitragvon stegge » So 10. Mai 2015, 22:33

Ein Anruf. Ich packe meine Sachen. Steige in mein Auto. Fahre los.
Ein Ablauf, der schon in Fleisch und Blut übergegangen ist. Vier Jahre bin ich schon dabei. Zwei Jahre der beste Mann.
Endlich kann ich mir was leisten und das lasse ich auch jeden sehen. Mein ganzes Leben war ein Kampf und jetzt habe ich mich hochgearbeitet. Mein Haus. Meine Autos. Meine Frauen. Ohja ich habs geschafft!
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von Anzeige » So 10. Mai 2015, 22:33

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Re: First Try

Beitragvon Clyde » Mo 11. Mai 2015, 20:36

Müde stütze Sebastian die Hände auf dem Waschbeckenrand auf, betrachtete sich selbst mit zusammengeschobenen Augenbrauen in dem großen Badezimmerspiegel und spuckte im nächsten Moment, wie zur Antwort, einmal in den Abfluss. Zum Teufel, Bats, die Schatten unter deinen Augen waren auch schonmal kleiner gewesen. Wie ironisch. Da hatte man schon einmal in seinem Leben "Rettungsringe" und sie nützten einem so viel wie ein Haufen Hundescheiße. Und sahen auch ungefähr genauso gut aus. Dabei hätte er, und das war noch viel ironischer, vielleicht zum ersten mal in seinem Leben so etwas wie einen Rettungsanker gebrauchen können... "Batsy? Sebastian?" Blaue Augen, so klar wie das Meer an einem windstillen Tag, lange blonde Haare, die dazu neigten, sich zu locken, wenn sie nass waren, und eine handvoll Sommersprossen auf der Nase. Noch vor zwei Wochen hätte er, ohne zu zögern, so seinen Anker beschreiben. Jetzt musste er sich zwingen, beim Klang ihrer Stimme nicht das Gesicht zu verziehen. Die kindliche Naivität, die darin mitschwang, zerrte mit Kraft an seinem Geduldsfaden. "Ich bin im Bad, Anny." Sebastian zog sich die Brille von der Nase, drehte den Hahn auf, schlug sich ein paar handvoll kaltes Wasser ins Gesicht, fuhr sich mit den Fingern von hinten nach vorne durch das dunkelblonde Haar, und setzte ein Lächeln auf, das ihn fast selbst überzeugt hätte, hätte er sich nicht schon seit fast 24 Jahren gekannt. Dann schloss er von innen die Tür auf und hatte im nächsten Moment eine Tüte unter der Nase. "Schau mal, Batsy, was für ein tolles Kleid ich in der Stadt entdeckt habe!"
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Re: First Try

Beitragvon stegge » Di 12. Mai 2015, 19:59

Die Gosse habe ich hinter mir gelassen und den Abschaum. Meine Welt sind jetzt die Reichen und Schönen der Westcoast. Hollywood mein Zuhause und mein bester Kundenkreis.
Der eine Grund warum ich jetzt da stehe wo ich bin ist definitiv mein Aussehen. Ein Meter 80, volles schwarzes Haar, blaue Augen und ein Körper aus Stahl.
Der zweite Grund für meinen rasanten Aufstieg ist meine eiskalte berechnende Art gepaart mit schauspielerischem Geschick von dem George Clooney nur träumen kann. Eine tödliche Kombination.
Wieviele Opfer ich bringen musste um an die Spitze zu kommen weiß ich nicht. Habe irgendwann das Interesse an der Zahl verloren. Und mit jedem Mal wurde es leichter, es wurde zur Routine und man bekam Lust neues auszuprobiern. Das brachte mir schnell meinen Szenenamen ein. Finisher.
Ich parke vor dem Haus. Krank wie ich bin lasse ich mir alles über meine Opfer erzählen. Wer mag es schon nicht bescheid zu wissen. Der Wichser, dem ich jetzt einen Besuch abstatte, hat Geld unterschlagen und den Stoff den sie verkaufen sollte selbst genommen. Der Mann sollte auf der Arbeit sein. Keine Kinder. Muss ja nicht sein.
Meine Handschuhe trage ich bereiz. Die Kanone ist unterm Fahrersitz. Paranoid wie ich bin, griffbereit und geladen.
Zu den Irren, die ihrer Waffe einen Namen geben gehöre ich nicht. Das Fabrikat spricht für sich. Desert Eagle .50. Das klingt von Haus aus schon so dass da kein Gras mehr wächst wo sie im Einsatz war.
Amüsiert ziehe ich sie aus ihrem Versteck und stecke sie mir in den Hosenbund. Ich steige aus dem Wagen und gehe an die Haustür. Hier in einem kuscheligen Vorort sind alle braven Bürger Sonntagsmorgens in der Kirche. Angst das mich jemand hört oder sieht muss ich also nicht haben.
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Re: First Try

Beitragvon Clyde » Mi 13. Mai 2015, 21:00

Eine Menge Glitzer an einem Hauch von Nichts. Ich unterdrückte ein Seufzen. "Weißt du, andere sind um die Uhrzeit in der Kirche, während du mir hier deine neuste Modesünde präsentierst." Anny schob die Unterlippe vor: "Du bist auch nicht in der Kirche." Touché. Das letzte mal, das ich eine Kirche von innen gesehen hatte, war an der Beerdigung einer ehemaligen Lehrerin gewesen. Das sollte eine Weile reichen. Ich hatte schon lange den Glauben an einen Gott verloren; das heißt, im Grunde hatte sich gar nicht erst jemand die Mühe gemacht, mich in meiner Kindheit christlich zu erziehen. Wozu hätte ich auch beten sollen, worum bitten - Ich hatte immer alles gehabt, was ich haben wollte. Bis jetzt. "Ich meine ja nur. Hast du dir nicht erst letzte Woche ein Kleid gekauft?" Ihr Blick sagte: Du hast ja keine Ahnung. "Das war ein Abendkleid, das hier ist ein Sommerkleid! Gott, Sebastian, wenn du mich nicht hättest..." Während Anny beispielhaft ausführte, wie wenig Modegeschmack ich doch besäße, hörte ich nicht mehr zu. Ich zog das Mädchen an mich, ignorierte das Knistern der Tüte zwischen uns, sog den Geruch ihres Haares ein - Erdbeere und Wassermelone - schloss die Augen und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Nach ein paar Sekunden wurde auch Anny still, dann spürte ich, wie ihre Linke vorsichtig über meinen Rücken strich. "Lass uns nochmal ins Bett gehen, Batsy. Der Tag ist noch lang." Schön wärs. "Geht nicht", lenkte ich leise ein, "Ich muss nochmal ins Büro." - "Am Sonntag?" - "Aufgestauter Papierkram." Retten, was zu retten ist.
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Re: First Try

Beitragvon stegge » So 6. Dez 2015, 23:52

Meine Pläne für alle Eventualitäten stehen schon egal wer die Tür aufmacht. Ich begebe mich durch die Eingangstür und steige in einen Aufzug. Penthouse 13ter Stock. Oben angekommen laufe ich den kurzen Gang entlang und klopfe an die Tür.
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Re: First Try

Beitragvon Clyde » Mo 7. Dez 2015, 00:21

Ein Klopfen zerriss die Stille, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte. Für einen Moment blieb ich stehen, wie ich war, die Nase halb in Annys Haar vergraben, eine Hand an ihrer Seite. Dann löste ich mich mit einem leisen Seufzen von ihr. Wer immer das auch war, ich dankte ihm jetzt schon im Stillen. Wäre Annys Hand noch ein Stückchen tiefer gewandert, wäre ich ganz schön in Erklärungsnot geraten. Ich wollte es nicht wahrhaben, die Erkenntnis tat mir selbst weh, aber in den letzten Wochen hatte sich irgendetwas zwischen uns verändert, und wenn mein Kopf sich auch dagegen sträubte, so sprach mein Körper unbewusst seine ganz eigene Sprache. "Ich geh schon", murmelte ich, rang mich dazu durch, der Blonden einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu drücken. Ich erwartete niemand, wahrscheinlich hatte sich sowieso nur jemand in der Tür geirrt.
Ich fuhr mir fahrig mit den Fingern durch das helle Haar, schob mir die Brille mit dem Ringfinger wieder richtig auf die Nase. Setzte den Blick auf, den ich als Junge so oft von meinem Vater zu sehen bekommen hatte, dass er auch mir in Fleisch und Blut übergegangen war, ein Blick, mit dem man beinahe jeden Menschen ohne große Mühe angemessen begrüßte, Geschäftspartner und Vorgesetzte und Vertreter, jeden außer einem Kind. Fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, glättete mit der flachen Hand mein Hemd, öffnete schließlich die Tür, im selben Moment, in dem ich fragte, "Wie kann ich helfen?" Eine kleine Notlüge, die die Etikette mir abverlangte. Es interessierte mich nicht, ob und wie ich jemandem helfen konnte.
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Re: First Try

Beitragvon stegge » Di 8. Dez 2015, 18:31

Ein blonder Mann öffnet. In der Wohnung sehe ich Einkaufstüten und nehme den Duft von frischem Parfüm wahr. Sie ist zuhause.
Ich trete einmal fest gegen die Tür. Der Ruck lässt den Mann nach hinten fliegen. Im selben Moment trete ich in die Wohnung und schliesse die Tür hinter mir. Ein Tritt in den Magen hindert den am Boden liegenden am aufstehen.
Ich packe ihn am Kragen und schleife ihn weiter in die Wohnung damit er nicht abhaut und um Hilfe ruft.
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Re: First Try

Beitragvon Clyde » Di 8. Dez 2015, 19:15

Ich bin völlig perplex. Ich habe keine Ahnung, was hier gerade passiert. Vor der Tür steht ein dunkelhaariger Mann - Das nehme ich wahr, und dann noch, dass er sehr stark aussieht. Er passt nicht in diese gepflegte Nachbarschaft und im ersten Moment frage ich mich, was so einer wohl hier wollen könnte. Doch um mehr Details in mir aufzunehmen lässt er mir keine Zeit. Er tritt gegen die Tür, sie trifft mich am Kiefer. Die Wucht lässt mich nach hinten taumeln, ich stolpere, falle und schmecke Blut. Ich will mich wieder aufrappeln, doch ein Tritt in die Magengegend hindert mich daran. Fuck. Sternchen tanzen vor meinen Augen, ich dachte, das sei ein schlechtes Klischee. Übelkeit wallt in mir auf und ich habe das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Ich schlucke heftig. Alles geht so schnell, dass ich kaum nachvollziehen kann, was geschieht. Noch viel weniger verstehe ich das "Warum".
Er ist in unserer Wohnung, und das alleine reicht schon, um die Panik in mir hochkommen zu lassen wie überkochende Milch, heiß und rasant ansteigend, sie frisst sich von meinem Magen, wo der Fuß des Fremden mich getroffen hat, bis in meinen Hals, verbrennt ihn, verstopft ihn, und als ich den Mund aufmache, kommt nichts heraus. Das könnte aber auch daran liegen, dass der Dunkelhaarige seine Finger mittlerweile um meinen Kragen geschlossen hat und mir die Luft abschnürt. Dann denke ich daran, dass Anny nur zwei Räume weiter im Schlafzimmer ist, und die Furcht, er könne ihr etwas tun, macht mich erstmals fähig, überhaupt irgendwie zu reagieren. Meine Finger krallen sich in die des Mannes, um ihn dazu zu bringen, mich loszulassen, und ich trete ziemlich planlos irgendwie in Richtung seiner Schienbeine. "Verdammte Scheiße, was willst du von mir?", presse ich hervor. Dann höre ich Annys Stimme und mein Herz sinkt. Was auch immer in den letzten Wochen zwischen uns gewesen oder nicht gewesen war, es tut mir in dieser Sekunde unendlich leid - Denn das hier hatte ich ihr nie, niemals gewünscht. "Batsy, was um Himmels Willen?!"
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Re: First Try

Beitragvon stegge » So 13. Dez 2015, 18:03

Ich drehe mich zu der Frau. Wenn die Sache hier nicht wäre, hätte ich sie mit zu mir genommen. "Wenn alle ganz ruhig bleiben, ist die Sache schnell erledigt.", sage ich und nicke Richtung Sofa, sie folgt meinem Wink und setzt sich hin. Ihren Mann schleife ich hinterher und mache ihm klar, dass er sich still neben seine Frau setzen soll. Ich selbst bleibe stehen, um meine Reaktionszeit nicht zu verringern, außerdem wirke ich so noch autoritärer und bedrohlicher. Ich setzte ein freundliches Gesicht auf: "An dem Schweiß auf deiner Stirn sehe ich, dass du weißt warum ich hier bin. Also - wo ist mein Geld?", doch mein Tonfall macht klar, dass die Angelegenheit toternst ist.
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Re: First Try

Beitragvon Clyde » So 13. Dez 2015, 19:15

Er wendet sich an Anny und ich begreife immer weniger. Das alles muss ein Versehen sein, denke ich, und halte mich an dem Gedanken fest, er kreist durch meinen Kopf wie ein Mantra. Ein Versehen, eine Verwechslung, und wenn ich Annys Blick auffange, dann wird in ihren blauen Augen die selbe schockierte Verständnislosigkeit geschrieben stehen wie in meinen. Oder?
Anny folgt dem Wink des Fremden und setzt sich auf unser Sofa. Endlich lässt der Kerl mich los; er macht mir klar, dass auch ich mich setzen soll, und ich traue mich nicht, mich ihm zu widersetzen. Zittrig lasse ich mich neben meine Freundin sinken. Wann haben wir zuletzt nebeneinander hier gesessen, irgendwelche Filme geschaut, Annys Kopf an meiner Schulter? Das alles scheint auf einmal so furchtbar lange her. Ich hebe vorsichtig eine Hand, spüre genau, dass der Mann keine meiner Regungen unbeobachtet lässt. Doch ich möchte mir nur die Brille wieder richtig aufsetzen, die mir sonst jeden Moment von der Nase rutscht. Mein Haar ist völlig unordentlich, der oberste Knopf meines Hemdes ist abgerissen und der Stoff sperrt über meiner Brust auf. Blutflecken haben ihn zusätzlich ruiniert und meine Lippe, Ursprung des Blutes, pulsiert schmerzhaft. Doch all das ignoriere ich. Ich drehe den Kopf, versuche, Annys Blick zu treffen, doch sie starrt geradeaus. Ihr Gesicht ist eine steinerne Maske, nur auf ihrer Stirn steht Schweiß; das entgeht auch dem Fremden nicht. Sie sieht längst nicht so schockiert aus, wie sie sollte, und die Erkenntnis lässt eine neuerliche Welle von Übelkeit über mich kommen. Der plötzlich regelrecht ekelhaft freundliche Ausdruck des Eindringlings macht das nicht besser.
"Was für Geld, Anny? Was ist hier los?" Meine Stimme ist leise und eindringlich. "Sprich mit mir!", bitte ich. Doch die Blonde presst weiterhin die Lippen aufeinander und weicht meinen Augen aus. Und als sie schließlich doch spricht, erkenne ich endgültig nichts mehr von der Frau wieder, die ich einmal geliebt habe. Sie ist distanziert. Sie ist eiskalt. Es ist, als würde sie jetzt in dieser Sekunde nach einem riesigen Keil greifen, ihn mit aller Macht zwischen uns rammen. "Gib dem Mann, was er verlangt, Sebastian."
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